Prostitution: Weder Sex noch Arbeit – Podiumsdikussion

Am 28. März findet in Karlsruhe eine weitere Veranstaltung mit Überlebenden der Prostitution statt. Initiiert hat die Veranstaltung Dr. Ingeborg Kraus, Diplompsychologin und international anerkannte Psychotraumatologin. Sie hat zahlreiche Texte über den Zusammenhang von Trauma und Prostitution veröffentlicht und hält weltweit Vorträge und Fortbildungen zu diesem Thema. Sie hat zahlreiche Trauma-Opfer behandelt, darunter auch viele Frauen, die Opfer von Prostitution waren. Als Initiatorin des Appells der TraumatherapeutInnen gegen Prostitution betreibt sie die Seite und das Netzwerk „Trauma and Prostitution“, die über die Realitäten in der Prostitution und ihre gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen aufklärt. Sie ist Mitgründerin des Bündnisses „Stop Sexkauf“ und hat zusammen mit dem Bündnis die internationale Petition zum Abbau der Prostitution in Deutschland lanciert: http://www.change.org/p/sexkauf-bestrafen-prostitution-abbauen.
Gäste der Podiumsdiskussion sind Sandra Norak, angehende Juristin (Univ.) als ehemaliges Opfer eines „Loverboys“ von 2008 – 2014 in der Prostitution und Anna Schreiber, Diplom-Psychologin und Autorin des Buches „Körper sucht Seele“ in dem sie auf ihre Zeit als Prostituierte zurückblickt.
Der dritte Gast ist Rosen Hicher. Sie war 22 Jahre lang in der Prostitution in Frankreich tätig und brauchte 10 Jahre, um dem Rotlicht-Milieu zu entkommen. „Kaum eine Prostituierte wird nicht Opfer sexueller Gewalt“, sagt sie. „90% der Frauen in der Prostitution sind heutzutage Opfer krimineller Netzwerke, Opfer von Gewalt, die von Zuhältern und auch Freiern ausgeht.“
Der Flyer zur Veranstaltung beschreibt ihren Marsch, mit dem sie die Politik veranlasste, sich mit der Realität in der Prostitiution zu beschäftigen. So machte Rosen im Jahr 2014 eine „Tour de France“ zu Fuß. Ihr Ausgangspunkt war Saintes, wo sie zuletzt als Prostituierte gearbeitet hatte. Ihr Ziel war Paris, wo sie ins Rotlichtmilieu abrutschte und einst von Zuhältern angelernt wurde. Insgesamt legte sie 800 Kilometer zu Fuß zurück. Ihr damaliger Demonstrationsmarsch fand durchaus Gehör gefunden, da das französische Parlament, auch bedingt durch diesen Marsch, für die Abolition der Prostitution und die Einführung der Freierbestrafung stimmte.
Die Folgen der Prostitution werden auch Thema auf dem vom 2. bis zum 5. April 2019 in Mainz stattfindenden 3. Weltkongress gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen sein. (https://www.capworldcongress.org).
Das System der sexuellen Ausbeutung wirkt zerstörerisch in einer Gesellschaft, schreibt Ingeborg Kraus im Flyer zur Veranstaltung, aus dem im Folgenden zitiert wird: Der Kongress stellt international erfolgreiche Lösungsansätze im Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel vor: In den vergangenen 20 Jahren haben Schweden, Island, Norwegen, Kanada, Nordirland, Frankreich, die Republik Irland und Israel den Kauf von Sex verboten – mit positiven Ergebnissen: Die Nachfrage nach Prostitution ist gesunken, der Menschenhandel zurückgegangen. Auch das Frauenbild in diesen Gesellschaften hat sich gewandelt, denn die Gesetzgebung stellt klar: Frauen sind keine Ware! Deutschland hingegen wurde mit seiner liberalen Gesetzgebung zum „Bordell Europas“.
Rosen Hicher wird von Straßburg nach Mainz marschieren, um ihre Solidarität mit prostituierten Frauen und Überlebenden der Prostitution zu bekunden sowie das Ausmaß der Straflosigkeit gegenüber der sexuellen Ausbeutung in Deutschland zu verurteilen.
Rosen wird 207 Kilometer laufen, um die Legalisierung der sexuellen Ausbeutung und die Legalität von Bordellen in Deutschland zu denunzieren. Auf ihrem Weg nach Mainz will sie eine große Zahl von Bordellen passieren und auf die menschenunwürdigen Zustände hinweisen. Am 28. März wird sie in Karlsruhe sein.
Rosen glaubt an die symbolische Kraft des Gehens langer Wege. Auf ihrem Weg will sie andere Menschen mitnehmen und sie über Prostitution aufklären und sie auffordern sich gegen diese radikale Form der sexuellen Ausbeutung von Frauen zu empören und zu stellen. Ihr Marsch ist ein Prozess für sie und für diejenigen, die mitmachen wollen und/oder ihr folgen wollen.
Bis 2025 muss sich der Bundestag nicht mit der Prostitutionsfrage befassen. Das ist so nicht akzeptabel! Diese Haltung ist nicht nur Ausdruck einer Arroganz der politischen Klasse, sondern auch eine unterlassene Hilfestellung für Frauen in Not. Frauen aller Parteien haben erst vor kurzem den internationalen Frauentag gefeiert und zur Gleichstellung aufgerufen. Die Prostitutionsfrage wurde jedoch wieder ignoriert. Es gibt aber keine Gleichstellung, solange es für jeden Mann legal ist, den Körper einer Frau kaufen zu können. Die Prostitution ist keine Nebensache des Feminismus, sondern seine Kernfrage.
Die Moderation übernehmen Dr. Brigitte Schmid-Hagenmeyer, Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis mit Schwerpunkt Traumatherapie, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Karlsruhe und Ulrike Röse-Maier, Mitbegründerin der Grünen Prostitutionskritikerinnen.
Im Vorfeld der Veranstaltung findet eine Demonstration statt, die um 18:45 am Fasanenplatz beginnt und über die Kaiserstrasse durch das Rotlichtviertel der Brunnenstrasse geht. Von 20:00-22:00 Uhr findet die Veranstaltung im Café Palaver mit Vorträgen, Diskussion und Austausch statt
Der Flyer kann hier downgeloadet werden
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